Chirotherapie und Manuelle Medizin

Erkennen und Behandeln mit den Händen

Die Chirotherapie - auch Manuelle Medizin genannt - wird wie die Akupunktur bereits seit mehreren tausend Jahren mit großem Erfolg angewandt. Aus der frühen Menschheitsgeschichte ist überliefert, dass Heilkundige durch gezielte Handgriffe Schmerzen an der Wirbelsäule und an den Gliedmaßen beseitigen konnten.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Amerika die ersten Schulen zum Erlernen dieser Heilmethode eröffnet. In den folgenden Jahren entwickelte sich unter der Bezeichnung „Osteopathie“ eine dem ärztlichen Studium gleichgestellte und staatlich anerkannte Ausbildung. In Kanada entstanden parallel dazu Chiropraktiker- Schulen, in denen vergleichbare Techniken gelehrt wurden. In Deutschland kam es in den 50er Jahren zur Gründung der ersten ärztlichen Ausbildungsinstitute.

Die Bezeichnungen Manuelle Medizin, Chirotherapie, Osteopathie und Osteopath werden oft synonym verwendet. Aber es gibt erhebliche Unterschiede in der Art der Behandlung, was in hohem Maß von der Erfahrung und der Ausbildung des Therapeuten abhängt.

Ein Wirbel ist ausgerenkt.

Grundlage jeder chirotherapeutischen und manualmedizinischen Behandlung ist die gestörte Beweglichkeit von Gelenken. Bei einem "ausgerenkten" Wirbel - in der Fachsprache Blockierung genannt - ist die Beweglichkeit aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Theoretisch kann an allen Gelenken die Funktion durch eine Blockierung gestört sein. Bei den meisten Behandlungen geht es jedoch um Schmerzen an der Wirbelsäule. In ihr sind die Wirbelkörper über kleine Kontaktflächen (kleine Wirbelgelenke) miteinander verbunden.

Wenn sich nun zwei Wirbel "verhaken", kann dies die Ursache von Rückenschmerzen sein. Eine solche Blockierung im Gelenkspiel kann sowohl akute als auch chronische Schmerzen an der Wirbelsäule auslösen.

Wie machen sich Blockierungen bemerkbar?

Wenn Schmerzen nach einer Bewegung plötzlich auftreten oder nach einem Unfall länger bestehen, kann dies auf eine Blockierung hindeuten. Eine Gelenkblockierung kann durch eine ungeschickte Bewegung oder einen Sturz entstehen. Ebenso ist eine zu einer Seite hin eingeschränkte Beweglichkeit ein ernst zu nehmender Hinweis auf eine Blockierung. Wenn die Halswirbelsäule blockiert ist, dann ist das Drehen des Kopfes in eine Richtung eingeschränkter und schmerzhafter als in die andere Richtung. Auch Schwindel oder chronische Kopfschmerzen deuten manchmal auf eine Blockierung der Halswirbelsäule hin. Bei einer Blockierung der Brustwirbelsäule strahlen die Schmerzen oft in den Brustbereich aus (medizinische Bezeichnung: Intercostalneuralgie), was dann häufig mit Herzbeschwerden verwechselt wird. Die Schmerzen können so stark werden, dass sogar Atemprobleme auftreten - vor allem beim Einatmen - und man sich kaum bewegen kann.

Falls bei einer Herzuntersuchung keine Ursache für die Schmerzen gefunden wird, sollte deshalb immer auch an eine Blockierung gedacht werden. Im Bereich der unteren Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) kann eine Blockierung die gleichen Schmerzen verursachen wie ein Bandscheibenvorfall, ein Hexenschuss oder eine Muskelzerrung. Ursache ist dann oft nicht eine Ischiasreizung oder ein Verschleiß der Bandscheibe, sondern eine Blockierung des Kreuzdarmbeingelenks. Dieses Gelenk verbindet die Lendenwirbelsäule mit der Hüfte und wird häufig auch als Iliosakralgelenk (ISG) bezeichnet. Hier können Blockierungen bis ins Bein und die Oberschenkel ausstrahlen und sogar Knieschmerzen vortäuschen.

Wie werden Blockierungen behandelt?

Der chirotherapeutisch oder manualmedizinisch geschulte Arzt kann durch eine spezielle Untersuchung genau feststellen, ob eine Blockierung die Ursache Ihrer Schmerzen ist. Das Gelenkspiel muss vorsichtig wieder hergestellt werden. Durch gezielte Dehnungs- und Überstrecktechniken wird erreicht, dass der Wirbel sich wieder - fast wie von selbst - "einrenkt". Die Ursache ist meist schon mit einer einzigen Behandlung behoben.

Mit Hilfe von leichteren Dehnungs- oder krankengymnastischen Übungen kann ein erneutes Auftreten der Beschwerden in der Regel verhindert werden. Schwere oder schon länger bestehende Blockierungen können mehrere Behandlungen erforderlich machen.

 

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