Analyse des Schmerzsystems

Nach starken akuten oder bei länger bestehenden Schmerzen
kann sich die Schmerzverarbeitung im Nervensystem radikal verändern

Die neurobiologische Forschung präsentiert uns ein immer detaillierteres Bild darüber wie Schmerzen entstehen und wie sie im Nervensystem verarbeitet werden. Viele der Erkenntnisse stehen im Gegensatz zu unseren bisherigen Annahmen und stellen alte Vorstellungen auf den Kopf.
Ganz besonders betrifft dies die Veränderung bei chronischen Beschwerden oder die Folgen von sehr starken akuten Schmerzen.

Dies erklärt, warum in den meisten Fällen die Behandlungen die für akute Beschwerden vorgesehen sind
bei chronischen Beschwerden keine oder kaum Wirkung entfalten.
Nehmen wir beispielsweise die typischen schmerz-und entzündungshemmenden Medikamente,
da sie für akute Schmerzen und Entzündungsreaktionen entwickelt wurden, hemmen sie im Körper genau diese Mechanismen.
Da sich diese aber bei chronischen Schmerzen komplett verändern, bleiben die Mittel oft ohne Wirkung.

Diese Veränderungen können bei chronischen Beschwerden entstehen:

  • Schmerzgedächtnis
  • Schmerzsensibilisierung
  • Schmerzverarbeitungsstörung

Bei chronischen Beschwerden entstehen hohe Überschneidungen des Schmerzsystem mit dem Stresssystem

Bei chronischen Beschwerden entwickeln sich ähnliche Veränderungen wie beim Übergang von akutem zu chronischen Stress.
Neben wir hier beispielsweise das körpereigene Schmerz- und Stresshormonen Cortison. Bei akutem Schmerz wird im Körper eine hohe Dosis Cortison ausgeschüttet. Dies war in unserer evolutionären Entwicklung überlebenswichtig, um die sich z.B. bei Verletzungen noch in Sicherheit bringen zu können.

Chronischer Schmerz kann die Schmerzsensibiltät erhöhen!

Wissenschaftliche Experimente konnten nun nachweisen, daß wenn Cortison bei chronischem Schmerz (oder Stress!) konstant in einer erhöhten Dosis im Körper ausgeschüttet wird, genau das Gegenteil passiert, d.h. die Schmerzempfindlichkeit steigt.
Dieses Phänomen im Körper wurde inzwischen genau untersucht und es gibt viele Studien die diese Zusammenhänge nachgewiesen haben.
Dies kann auch dazu führen, dass selbst normale Berührung oder die Untersuchung beim Therapeuten eine starke, manchmal über Tage anhaltende Schmerzreaktion hervorruft. Man spricht dann von einer Schmerzsensibilisierung (med. stressinduzierte Hyperalgesie).

Ganz wichtig: Bei diesen überstarken Schmerzen handelt es sich keinesfalls um "Einbildung", es sind wissenschaftlich nachweisbare Veränderungen im Nervensystem. Leider wird bei diesen Menschen oftmals fälschlicherweise der Schmerz als "psychisch" oder "psychosomatisch" abgetan.
(Was zwar in einem ganzheitlichen Verständnis nicht ganz falsch ist, denn natürlich ist in einem übergeordneten Sinn alles in uns miteinander verbunden, aber die Ursache dieser erhöhten Schmerzreaktion können wir nicht willentlich beeinflussen).

Bei chronischen Schmerzen ist es deshalb von übergeordneter Bedeutung, das Schmerzsystem zu überprüfen.

Dies ist besonders dann wichtig, wenn sie das Gefühl haben, dass der Schmerz übermäßig stark ist oder nicht durch die medizinischen Befunde erklärt werden kann.

Welche Symptome können auf eine Störung im Schmerzsystem hinweisen?

  • Chronische Verspannungen
  • Fehlende Wirkung der Schmerzmedikamente
  • Verminderte Entspannungsfähigkeit
  • Zusammenpressen der Zähne oder Knirschen
  • Erhöhte Empfindlichkeit auf Berührung
  • Verstärkte Schmerzen nach Behandlungen
  • Schlafstörungen
  • Innere Anspannung oder Unruhe, Ängste, Panikgefühle

Welche Untersuchungstechnik wird für dieses Modul genutzt?

Im Vordergrund steht das ärztliche Gespräch.
Unsere Erfahrung zeigt auch, daß wir uns selbst nicht immer gut einschätzen können. Es gibt beides, keine Veränderung im Schmerzsystem selbst bei sehr starken Schmerzen und langer Schmerzdauer, und große Veränderungen schon bei an sich kleineren Veränderungen, Verstauchungen oder Stressbelastungen.
Ein großer Vorteil ist, dass sich die Reaktionlage im Schmerz- und Stresssystem gut messen lässt.
Unsere aussagekräftige Untersuchungen sind:

Überblickender Test

Eine ausführlichere Einschätzung gelingt mit dem

Welche Folgerungen und Behandlungsmöglichkeiten ergeben aus den Untersuchungsergebnissen?

Wichtig ist, daß wir uns die Zeit nehmen, die Zusammenhänge genau zu besprechen, denn nicht jeder chronische Schmerz oder Stress führt zu einer Veränderung der Schmerzverarbeitung.

Im Vordergrund steht zunächst die ärztliche Besprechung möglicher Verbindungen Ihrer Beschwerden zu Situationen, die Stress auslösen oder Entspannung oder Regeneration verhindern.
Manche Dinge lassen sich gut im ärztlichen Gespräch oder im Rahmen einer therapeutischen Beratung klären, oft hilft schon, daß wir die Verbindungen von Schmerz und Stress erkennen.
Falls es klare Zusammenhänge gibt, können wir überlegen, ob ein Entspannungstraining, ein Schlaftraining, eine therapeutische Beratung oder ein Coaching hilfreich ist.

Bei einem Ungleichgewicht der inneren Balance können auch "komplementäre" Behandlungen wie Akupunktur, Osteopathie oder Homöopathie ergänzt, evtl. sogar bevorzugt angewandt werden.

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